Frauen mit einer geschwächten Abwehr (wie es bei einer HIV-Infektion der Fall sein kann) sind anfälliger gegenüber Krankheitserregern jeder Art. Im Bereich Gynäkologie sind dies vor allem Infektionen, die beim Geschlechtsverkehr (auch Oralsex/Analsex) übertragen werden können.
Es gibt verschiedene sexuell übertragbare Erkrankungen, die unterschiedliche Symptome haben. Meist sind dies Rötung, Juckreiz, Brennen und Ausfluss- aber auch Veränderungen an Haut und Schleimhäuten können auftreten (Bläschen, Rötung, Flecken und Warzen). Außerdem gibt es Infektionen, die KEINE Beschwerden machen.
Geschlechtskrankheiten sind meist mit Antibiotika gut zu behandeln- oft muss der Partner mit behandelt werden! Sonst ist es möglich, dass man sich immer wieder gegenseitig ansteckt („Ping-Pong-Effekt“).
Beim Auftreten von Condylomen (Feigwarzen) kann eine Laser-Behandlung nötig sein. Gegen manche der sexuell übertragbaren Erkrankungen kann man sich vorsorglich impfen lassen (Hepatitis A und B; HPV-Impfung). Ob eine Impfung für Sie in Betracht kommt, kann abhängig von Ihrer Viruslast sein.
Frauen mit einer HIV-Erkrankung können auf verschiedenen Wegen verhüten. Ist der Partner negativ, sind Kondome natürlich ein Mittel der Wahl. Die Wirksamkeit der Pille kann eingeschränkt sein- die Gründe dafür sind unterschiedlich. Man vermutet Interaktionen mit dem Virus selbst- und man weiß, dass es Wechselwirkungen mit den Medikamenten der antiretroviralen Therapie gibt. Eine Verhütungsmethode, die man uneingeschränkt empfehlen kann, sind die beiden Spiralen-Typen, die es gibt: die Kupfer-Spirale ohne Hormone und die Hormonspirale Mirena.
Ist der Partner auch HIV-positiv, kann es in manchen Fällen dennoch sinnvoll sein, Kondome zu benutzen, damit man den Partner nicht mit einem jeweils anderen Virus-Typ infiziert. Dies ist unter anderem abhängig von Ihrer Viruslast und von vielleicht bereits bekannten Resistenzen.
Auch sogenannte HIV-diskordante Paare (zB HIV-positive Frau und HIV-negativer Partner) haben die Möglichkeit, mit Safer Sex schwanger zu werden. Nach geschütztem Geschlechtsverkehr stülpt man das Kondom um und platziert den Inhalt des Kondoms ins hintere Scheidengewölbe.
Zunehmend wird auch die Möglichkeit einer sogenannten „PrEP“ diskutiert, d.h. eine „Prä-Expositions-Prophylaxe“. Das würde bedeuten, dass man vor dem geplanten (und dann ungeschützten) Geschlechtsverkehr ein HIV-Medikament einnimmt, um die Übertragungswahrscheinlchkeit weiter zu minimieren; diese Situation muss aber vorher genau besprochen werden und kommt nicht für jeden Patienten in Betracht!
Ist der Partner HIV-positiv und die Patientin HIV-negativ, gibt es spezielle Zentren, die sich darauf spezialisiert haben, das Sperma vom HI-Virus zu befreien. Diese so aufbereiteten Spermien können der Frau dann im Rahmen einer künstlichen Befruchtung eingesetzt werden.
Auf Wunsch nennen wir Ihnen Adressen von Kinderwunsch-Zentren, die sich mit dieser Thematik besonders beschäftigen. Bitte beachten Sie, dass bei HIV-positiven Patienten die Kosten für eine Kinderwunsch-Therapie wie Stimulation mit Hormonen oder IVF/ICSI nicht von der Krankenkasse übernommen werden.
Wir bieten jeder Schwangeren einen HIV-Test im Rahmen der Schwangeren-Erstuntersuchung an. Die Blutabnahme dafür erfolgt gleichzeitig mit der sowieso vorgeschriebenen Bestimmung der Blutgruppe und des Röteln-Status (sogenannte „erste Serologie“). Wir benötigen für den HIV-Test lediglich Ihre schriftliche Einverständnis.
Wurde bei Ihnen im Rahmen des Routine-HIV-Tests in der Frühschwangerschaft eine HIV-Infektion erstmals festgestellt, werden wir die notwendigen Schritte zur weiteren Diagnostik und Therapie einleiten.
Der Erstkontakt bei einem infektiologisch spezialisierten Internisten (sogenannte „Schwerpunkt-Praxis“) wird organisiert. Dort werden weitere Blutabnahmen erfolgen- dadurch kann man unter anderem besser einschätzen, seit welchem Zeitraum Sie ungefähr infiziert sind und ob Sie eine medikamentöse Therapie benötigen. Nicht jede Patientin braucht mit der Diagnosestellung eine sogenannte „ART“ (Anti-Retrovirale Therapie). Zusätzlich kann eine psychologische Betreuung und Beratung erfolgen.
Die Betreuung der Schwangerschaft erfolgt bei uns. Wir arbeiten mit Ihrem HIV-Behandler eng zusammen und koordinieren die Entbindung an der Uniklinik. Die Entbindung MUSS an einem spezialisierten Zentrum erfolgen, in dem sowohl das geburtshilfliche Team als auch die Kinderärzte mit der Vorgehensweise in dieser speziellen Situation vertraut sind.
Während der Schwangerschaft werden Sie engmaschig von uns betreut. Da Sie dann als „Risiko-Schwangere“ gelten, sind die Abstände zwischen den Untersuchungen oft kürzer. Dadurch kann man Situationen, die eine stationäre Betreuung erfordern könnten, oder Probleme, die eine Auswirkung auf das weitere Behandlungs-Konzept hätten (vorzeitige Wehen, vorzeitiger Blasensprung, Blutungen, Wachstums-Stillstand etc.), frühzeitig entdecken.
Detaillierte Informationen erhalten Sie in unserer Sprechstunde.